HHole (For Mannheim)
Einführung
At al H.B. Baum
NatHalie Braun Barends
„HHole (For Mannheim)“ ist eine multimediale und multidimensionale Raumtinstallation, die NatHalie Braun Barends / At al H. B. Baum für die Kunsthalle Mannheim als Auftragsarbeit im Rahmen der Sonderausstellung „Full House – Gesichter einer Sammlung“ realisiert. Die als permanente Installation konzipierte Arbeit ist ein „Work in Progress“, d.h. ein „Evolving art work“, dessen Ausführung sich über mehrere Monate erstreckt. Es wird künstlerisch während der Phase der Umsetzung bis zur Fertigstellung der Arbeit auf der Basis eines „Artists in Residence“ – Programmes begleitet. „Artists in Residence“ ist ein Stipendiatenprogramm, das von der Kunsthalle im Jahr 2006 initiiert wurde, um zeitgenössische Künstler mit Spendenmitteln auf der Basis von Stipendien und anderen Förderprogrammen zu unterstützen.

„HHole“ manifestiert sich in seiner formalen Grundstruktur zunächst als ein kreisförmiger vertikaler Schnitt durch alle Ebenen der Kunsthalle, und zwar im Mittelpunkt des Verbindungsgebäudes zwischen Altbau und Neubau. Das Werk ist als eine permanente Installation konzipiert, die zum einen die Komplexität der bildnerischen Medien der Gegenwartskunst thematisiert, zum anderen die Simultaneität der wahrnehmungsästhetischen Vielfalt eines Museums und seiner Sammlungsräume reflektiert. Sie setzt sich einerseits aus den natürlichen Elementen Licht, Wasser, Dampf, Aromastoffe, Erde und Menschenhaaren, andererseits aus den künstlerischen und künstlichen Medien Malerei, Fotografie, Video (Kameras & Bildschirme), Licht, Alioscopy (Video-Hologramme), Glasstron (Virtual Reality Head Mounted Display), Spiegeln, Phosphorfarben, Kunstsotffelementen, Seidenstoffen, Gold und Diamanten, Klangformen auf allen Ebenen der Installation sowie einem Audioguide zusammen.

Sieben formal unabhängige aber inhaltlich aufeinander bezogene Installationen sind auf verschiedenen Ausstellungs- oder Gebäudeebenen (Bauteil C, Gemäldedepot, A 9, A 23, Dachgeschoss) um ein vertikales Loch, das durch alle Decken- und Bodenschichten der Kunsthalle, d.h. vom Fundament bis zum Dach gebohrt wurde, angeordnet. Der Betrachter erfährt die auf unterschiedlichen Ebenen eingerichtete Licht- und Medieninstallation als ein „imaginäres“ Kunstwerk, das auf der ästhetischen Zusammenführung von natürlichem und künstlichem Licht, von verschiedenen Raum- und gleichen oder verschiedenen Zeitebenen basiert. „HHole“ entfaltet sich vom Boden bis zum Dach des Museums wie ein Baum, greift in die Erde ein und wächst von Ebene zu Ebene in immer komplexeren inhaltlichen Verästelungen, bis sich die Krone des Werks auf dem Dach zum Himmel und Kosmos öffnet.

„HHole“ wendet sich in besonderer Weise an die sukzessive Wahrnehmung des Betrachters. Dieser erfährt die vielschichtigen Ereignisse und inhaltlichen Bedeutungsebenen des Werks zum einen beim Durchwandern des Museums und seiner verschiedenen Ausstellungsebenen, zum anderen durch permanente Standortveränderungen, Bewegungen und Beobachtungen um das jeweilige Lichtzentrum in einer Werkebene herum. Erst auf der Basis der Kombination diverser Bilder, Ansichten und ästhetischer Eindrücke der verschiedensten Ausstellungs- und Werkebenen im Museum lässt sich die komplexe Ganzheit der Installation erfahren.

„HHole“ ist ein Kunstwerk, das über sich selbst und die Kunst reflektiert, das nicht nur vom Betrachter wahrgenommen wird, sondern auf diesen aktiv eingeht, ihn zum Mitakteur macht. Sobald sich der Betrachter „im Werk“ befindet, wird er zum Vollender des künstlerischen Konzeptes, indem er alle Werkelemente bausteinartig in sein Bewußtsein aufnimmt. Sein Gedächtnis fügt diese Bausteine dann allmählich wie zu einem ‚Puzzle’ zusammen, das eine imaginäre Vorstellung von der Ganzheit des Werkes gibt. Betrachter und Werk verschmelzen sozusagen zu einer kongenialen Einheit.

„HHole“ symbolisiert die Zusammenführung von Altbau und Neubau, Vergangenheit und Gegenwart, unteren und oberen Ausstellungsebenen, außen und innen, vertikalen und horizontalen Bewegungsrichtungen, Vielfalt und Einheit, Werk und Kontext, Raum und Zeit. Die Einzelteile verweisen strukturell auf die Werkganzheit, die Werkganzheit ist wiederumstrukturale Analogie der einzelnen Bestandteile. Zentraler Gedanke des Werks ist somit die im Zentrum des Museums bildnerisch verdichtete Komplexität räumlich voneinander getrennter, zeitlich simultaner oder versetzter Situationen oder Ereignisse, von Werken und Werkgruppen, Besuchern und Betrachtern. „HHole“ ist eine Installation, die verschiedene Räume und Zeiten umfasst, dem Betrachter seine subjektive Wirklichkeit anhand von ästhetischen Eindrücken und virtuellen Welten bewußt werden lässt und ihm gleichzeitig die Dimensionen von Traum und Transzendenz eröffnet.

„HHole“ ist eine Installation, die als Spiegelbild eines lebendigen Organismus, als Reflex auf künstlerisches Werden an sich verstanden werden kann, die die Aura des „Hier und Jetzt“ aufgrund einer permanenten Aktualisierung der Werkelemente und der Werksituation ausstrahlt. Sie verändert sich kontinuierlich durch die Erweiterung von gestalterischen Elementen, Ergänzungen temporärer Videoaufnahmen oder veränderter Realzeitbilder. Sowohl die Entstehung, als auch die permanente Aktualisierung des Werkes werden auf diesen Website dokumentiert.